Viele Praxisinhaber:innen stehen vor der Frage: „Wie finde ich die Balance zwischen einem fairen Gehalt und wirtschaftlicher Tragfähigkeit?“ Darauf gibt es keine pauschale Antwort, aber einen bewährten Ansatz zur Orientierung bei der Lohnkalkulation: den Umsatz.
In diesem Artikel erfährst du, wie du fixe Monatslöhne für Therapeut:innen anhand des Umsatzes ermitteln kannst. Auf variable Lohnvarianten und deren arbeitsrechtliche Umsetzung gehe ich in diesem Artikel nicht ein.
Gehalt spielt eine entscheidende Rolle
In Zeiten von Fachkräftemangel spielen Löhne eine entscheidende Rolle bei der Mitarbeitergewinnung und -bindung.
Auch wenn aus der Psychologie bekannt ist, dass Lohn(-erhöhungen) immer nur zu einer kurzfristigen Steigerung der Motivation führen, steht dem die Erkenntnis gegenüber, dass ein zu gering empfundener Lohn demotivierend ist.
In der Folge drohen Kündigungen und Bewerber:innen suchen sich oft Arbeitgeber:innen, die höhere Gehälter bieten.
Eine angemessene Bezahlung bleibt daher essenziell – doch auch andere Faktoren spielen eine wichtige Rolle.

So kalkulierst du den Lohn einfach, wirtschaftlich und fair
Eine einfache und wirtschaftlich sinnvolle Methode zur Lohnkalkulation ist die Orientierung am zu erwartenden Jahresumsatz der Therapeutin oder des Therapeuten.
Monatsumsatz ermitteln
Zur Ermittlung eines monatlichen Bruttogehaltes wird dieser auf den Monatsumsatz heruntergebrochen.
Jahresumsatz : 12 = Monatsumsatz
Die entscheidende Frage dabei lautet: „Wie viel des jeweils erwirtschafteten Umsatzes sollte als Gehalt ausgeschüttet werden?“
Ein bewährter Ausschüttungskorridor liegt zwischen 42,5 % und 50 % des Jahresumsatzes.
Berechnung des monatlichen Bruttogehalts
Monatsumsatz x Ausschüttungsprozent = monatliche Lohnhöhe
Die folgende Tabelle zeigt mögliche Bruttolöhne bei unterschiedlich hohen Jahresumsätzen. Nach der Berechnung des prozentualen Anteils (der monatlichen Lohnhöhe) wurden zusätzlich die Lohnnebenkosten der Arbeitgeberin oder des Arbeitgebers in Höhe von ca. 22 % berücksichtigt.
Monatliche Lohnhöhe = Arbeitnehmer:in Bruttogehalt + 22 % Lohnnebenkosten des AG

Grundlage für die Lohnhöhe: Der zu erwartende Umsatz
Der in der Tabelle angenommene Jahresumsatz von 100.000 € bis 120.000 € für eine Vollzeitstelle (40 Stunden pro Woche) entspricht einer realistischen Umsatzerwartung für 2024.
Er kann aber je nach Praxis und Leistung auch höher ausfallen. Liegt der Umsatz niedriger, sollte eine betriebswirtschaftliche Analyse zur Optimierung durchgeführt werden.
In meinem weiteren Artikel zur Umsatzkalkulation erfährst du, wie du den voraussichtlichen Umsatz deiner Therapeut:innen ermittelst.
Welche Faktoren beeinflussen die Lohnhöhe?
Letztlich entscheiden Praxisinhaber:innen selbst, wie hoch der Prozentsatz im Rahmen des vorgeschlagenen Korridors von 42,5 % - 50 % des Umsatzes tatsächlich ausfällt.
Dabei sollten wirtschaftliche Aspekte der Praxis genauso beachtet werden wie persönliche Vorstellungen von einem fairen Lohn – auch die regional unterschiedlichen Lebenshaltungskosten und Gehälter von Therapeut:innen sollten nicht unberücksichtigt bleiben.

Umsatzkalkulation: Kontrolliere und optimiere regelmäßig
Im Sinne der betriebswirtschaftlichen Vorsicht sollte der vergangene, tatsächliche Umsatz (von 2023) kontrolliert werden, um sicherzustellen, dass die aktuelle Kalkulation realistisch ist – gegebenenfalls müssen überdurchschnittlich viele Fortbildungstage, Therapieausfälle oder Krankheitsphasen berücksichtigt werden.
Zukünftig sollte zudem mindestens ein quartalsmäßiger Umsatz-Check pro Therapeut:in erfolgen, um zu überblicken, ob die Kalkulation eingehalten werden kann oder Optimierungsbedarf besteht – etwa bei der Auslastung der Therapeut:innen.
Da der gesamte Praxisumsatz nicht ausreichend aussagekräftig für das individuelle Gehalt von Angestellten ist, muss eine einfache Umsatzauswertung pro Therapeut:in möglich sein.
Eine geeignete Praxisverwaltungssoftware oder dein Abrechnungszentrum können dabei unterstützen.
Umsätze auswerten mit thevea

Sollte eine therapeutenspezifische Auswertung nicht möglich sein, kannst du den durchschnittlichen Jahresumsatz ermitteln, indem du den Gesamtumsatz der Praxis durch die Anzahl der Vollzeitstellen teilst.
Experten-Tipp: Um Rechenfehler zu vermeiden, empfiehlt es sich, fachliche Unterstützung hinzuzuziehen. Eine Beratung muss nicht umfangreich und teuer sein.
Eine einfache Kennzahl als Orientierung für Löhne
Mit diesem Ansatz hast du eine klare und zuverlässige Kennzahl: den Umsatz deiner Therapeut:innen. Sie bietet dir eine fundierte Grundlage, um faire Löhne festzulegen, die gleichzeitig wirtschaftlich tragbar sind.
Eine regelmäßige Analyse der Umsätze und Kosten hilft dir auch, den wirtschaftlichen Erfolg deiner Praxis im Blick zu behalten und rechtzeitig Optimierungen vorzunehmen.
Denk daran: Die Balance zwischen finanziellen und nicht finanziellen Faktoren ist entscheidend. Gehalt ist wichtig, doch der Wohlfühlfaktor in deiner Praxis ist mindestens ebenso relevant für die langfristige Zufriedenheit deiner Therapeut:innen.